Wir spielen mit 3 Oktaven, d.h. 37 Glocken. Wie es auf dem Klavier für jeden Ton eine Taste gibt, weiße und schwarze, gibt es hier für jeden Ton eine Glocke, mit weißen und schwarzen Griffen.

Es handelt sich um EIN Instrument, das von 3 Glöcknerinnen gespielt wird. Anders als beim Klavier liegen hier die Töne jedoch nicht in einer immer gleichbleibenden Reihenfolge, sondern sie werden je nach Stück unterschiedlich gelegt, wechseln den Platz oder die Spielerin, werden zusammengefügt und wieder auseinander genommen.

Der Glockenkörper besteht aus unlackierter Bronze. Die größte unserer Glocken („kleines C“) wiegt 1,2 kg, die kleinste („dreigestrichenes C“) 230 Gramm.

Klangausbreitung: Der Klang kommt nicht, wie man denken könnte, wie beim Megafon aus der Mitte der Glocke, sondern strahlt waagerecht vom Glockenrand ab. Daher werden die Glocken – sofern das Spieltempo es zulässt – möglichst senkrecht gehalten. Somit breitet sich der Klang waagerecht in den Zuschauerraum aus.

Beim Klavierspielen kann man eine Taste drücken und einfach loslassen. Beim Handglockenspiel ist es entscheidend, dass man nicht nur die richtige Glocke gegriffen hat und den Anschlag musikalisch gestaltet, sondern auch die Glocke an den korrekten Platz zurücklegt, während man bereits mit der anderen Hand die nächste Glocke anschlägt. Wenn das nicht gelingen würde, würden die Zuhörer das sehr schnell bemerken. Denn dann wäre die Glocke nicht mehr in der erforderlichen Schnelligkeit auffindbar, und es entstünde in Windeseile solch ein Chaos, dass das Stück abbricht.

Zwischen den Stücken benötigen wir Umbauzeiten. Die Glocken müssen wieder in die chromatische Reihenfolge zurücksortiert werden, da eben nicht wie z.B. bei einem Klavier jeder Ton automatisch an der gleichen und richtigen Stelle anzutreffen ist. Für das folgende Stück werden Glocken so gelegt, dass sie für sehr schnelle Glockenwechsel griffbereit liegen. Dabei wird häufig von der chromatischen Reihenfolge (Glocken mit weißen Griffen liegen vorne, Glocken mit schwarzen Griffen liegen hinten, wie die schwarzen Tasten beim Klavier) abgewichen. In dem Stück nicht benötigte Glocken werden oftmals zur Seite gelegt, um Platz zu sparen und damit die zu spielenden Glocken schneller greifen zu können.

Die Wiege der Handglocken steht in England. Dort war es Tradition, dass Glocken auf Kirchtürmen gespielt wurden (Change ringing = Wechselläuten). Nach einem komplizierten System werden dabei Abfolgen von Tönen geläutet, indem die Turmglocken mit einem Seil für einen präzisen Schlag in Bewegung gesetzt werden. Um in warmen Räumen anstatt unter solch kalten Bedingungen üben zu können und auch die Nachbarschaft nicht mit den Übesequenzen zu quälen, wurde überlegt, kleinere Glocken aus Bronze zu gießen. Mit der Zeit entdeckte man dieses „Übeinstrument“ für das Change ringing als eigenständiges Instrument, mit dem man ein breites Spektrum an Literatur spielen kann.

Mit den Auswanderern kamen die Handglocken nach Amerika. Dort gibt es über 30.000 Handglockenchöre. Sie sind mittlerweile in der ganzen Welt, vermehrt auch in Asien, verbreitet. In Deutschland gibt es ca. 40 Handglockenchöre. Kleine Ensembles wie unser Handglocken-Trio sind eine Rarität.